Die Geschichte des regionalgeschichtlichen Museums in Beeskow beginnt 1906 mit einem Sammlungsaufruf. Es galt, die 350-jährige Zugehörigkeit der Herrschaft Beeskow-Storkow zum Hause Hohenzollern zu feiern. Die Untertanen wurden ermutigt, Altertümer für eine Präsentation im Nordchor der Marienkirche – auch leihweise – zur Verfügung zu stellen. Der Kronprinz besichtigte Stadt, Kirche und die Pop-up-Ausstellung. Sein Besuch war auch der Anlass, erstmals einen Kreiskalender herauszugeben, der den Untertanen und ihren Nachkommen vom Besuch des Herrscherhauses berichten sollte. Während sich der Kreiskalender in den folgenden Kriegs- und Krisenjahren etabliert – bis 1917 warnt er vor Sozialisten, ab 1918 vor Kommunisten und Atheisten, ab 1934 feiert er die neue deutsche Regierung und widmet sich verstärkt der Erforschung und Erklärung der Heimatgeschichte – gerät das Museum in Vergessenheit. Erst in den 1930er wird die Sammlung aus der Marienkirche auf die Burg Beeskow verlegt und dort als neues Heimatmuseum präsentiert. Im Zuge der Kampfhandlungen 1945 erleiden Burg und Sammlung erhebliche Verluste. In den 1950er-Jahren wird das Museum auf der Burg wieder eröffnet: Als Biologisches Heimatmuseum mit einer Abteilung für Ur- und Frühgeschichte.
In den frühen 1990er-Jahren wird die Burg umfangreich saniert und das Museum als Regionalmuseum des Kreises Beeskow neu aufgesetzt. Sonderausstellungen beschäftigen sich mit der Geschichte der Umsiedler in der Region – was während der DDR kein Thema war – und ersten Transformationsphänomenen der 1990er-Jahre wie der Anpassung der Brandenburger Alleen an die Verkehrsgesetze der Bundesrepublik Deutschland. Mit der Einrichtung des Kunstarchivs Beeskow rückt diese Arbeit in den Hintergrund. Das Regionalmuseum muss Platz machen und zieht ins Salzhaus, wo bis 2019 eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt Beeskow präsentiert wird. Die Sammlung leidet in dieser Zeit an engen und für die Konservierung ungeeigneten Depots an drei verschiedenen Standorten in Beeskow. Sie besteht heute aus:
- Resten der biologischen Sammlung
- einem Bestand zur Alltagskultur und zum Handwerk des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert
- einer kleinen Sammlung von Alltagsgegenständen der Nachkriegszeit, die in den 1990er Jahren zusammengetragen wurde
- einem Fotoarchiv zur Stadtentwicklung Beeskows ab den 1870er Jahren mit einem Schwerpunkt auf Diapositiven aus der Zeit von 1940 bis 1965, die den Wiederaufbau, die späte Industrialisierung der Stadt sowie die Landschaft des Kreises Beeskow dokumentieren
- einer Sammlung zur Ur- und Frühgeschichte mit einem Schwerpunkt auf der Lausitzer Kultur (Bronzezeit) mit einem überraschend guten Bestand von Keramiken
- Das jüngste Objekt sind Banner und Transparente, die während der Demonstrationen in Beeskow im Herbst 1989 verwendet wurden. Aus den letzten dreißig Jahren gibt es keine Objekte.
Revision des Regionalmuseums 2017 bis 2019
Im Sommersemester 2017 begann eine Gruppe Studierender des Studiengangs Visuelle Kommunikation der Weißensee Kunsthochschule Berlin damit, Ideen für eine Neukonzeption des Museums zu entwickeln. Ausgangspunkt war dabei neben einer ersten Sichtung der Sammlung auch eine intensive Beobachtung des Alltagslebens in Beeskow und den umliegenden Dörfern. Wichtigstes Ergebnis dieses Semesterprojekts war es, die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Gegenwart verstärkt in den Blick zu nehmen.
Diese ersten Ansätze trugen der Burg Beeskow den Initiativpreis der Ostdeutschen Sparkassenstiftung ein. Mit dem Preisgeld wurde 2018 eine öffentliche Sichtung der vorhandenen Sammlungen durchgeführt und deren Zukunft mit Interessierten öffentlich diskutiert. Es offenbarte sich – wie oben beschrieben – dass die Sammlungen überaus disparat und die Identifikation mit ihnen gering ist. Gleichzeitig wurde der Versuch unternommen, den Kreiskalender, eine seit 1906 – mit Unterbrechungen – jährlich erscheinende Broschüre, zur reformieren. Dieser hatte sich seit den späten 1990er-Jahren zunehmend zu einer Plattform von Lokalhistorikern entwickelt, die dort ihre jeweiligen Interessenfelder präsentierten. 2018 wurde ein gänzlich anderer Ansatz gewählt: Ein Team aus ehrenamtlichen Autoren porträtierte Menschen, deren Biografie für die Transformation der Region in den letzten 25 Jahren stehen. In kurzer Zeit entstand ein Spektrum an Texten und Fotografien, die die Sozialgeschichte und Alltagskultur der Region einzufangen verstanden. Die dezentralen Präsentationen des Kreiskalenders an fünf Orten im Landkreis zusammen mit Autoren und Porträtierten fanden ein überraschend großes, diskussionsfreudiges Publikum.
Ausgehend von diesen Erfahrungen – dem Entwurfsprojekt der Studierenden, der Sammlungsrevision und neuen Form des Kreiskalenders (ab 2019: kursbuch oder-spree) – soll das Regionalmuseum als museum oder-spree neu konzipiert werden.