© Burg Beeskow

Abseits. – Das Günter-de-Bruyn-Stipendium

Der Schriftsteller Günter de Bruyn (1926–2020), seit 2019 Ehrenbürger der Gemeinde Tauche und des Landkreises Oder-Spree, ist mit der Region um die Kreisstadt Beeskow seit 1968 eng verbunden gewesen. Mit Werken wie Märkische Forschungen, Mein Brandenburg, Kossenblatt oder Abseits – Liebeserklärung an eine Landschaft hat der Wahl-Görsdorfer diese Gegend deutschlandweit bekannt gemacht und ihr ein literarisches Denkmal gesetzt. Seit 2021 bemühen sich eine neu gegründete Stiftung und ein Freundeskreis, Leben und Werk von Günter de Bruyn wach zu halten. Dazu gehört u.a. auch, das Refugium des Autors, die alte Schäferei an der einstigen Blabbermühle, als Literatur- und Begegnungsort zu erhalten und weiterzuentwickeln. 

Gemeinsam mit der Stiftung Kleist-Museum, Frankfurt (Oder) und der Burg Beeskow (Landkreis Oder-Spree) schreibt die Günter-de-Bruyn-Stiftung aus diesem Anlass für die Dauer von 2,5 Monaten (August–Oktober 2025) bereits zum zweiten Mal das Stipendium „Abseits.“ aus. Bewerben können sich Literatinnen bzw. Literaten, die in der Lage sind, Texte und Ergebnisse ihrer Vor-Ort-Arbeit einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Da es sich um ein Tandem-Stipendium handelt, wird die Bewerbung mit einer weiteren Person erwartet, die im literarischen, künstlerischen, publizistischen, wissenschaftlichen oder handwerklichen Bereich tätig ist.

Die Bewerbung

Voraussetzung für die Bewerbung des Hauptbewerbers/der Hauptbewerberin ist die erfolgte Veröffentlichung von mindestens drei selbstständigen Publikationen (Bücher, Anthologiebeiträge, Beiträge in Literaturzeitschriften mit ISBN/ISSN bzw. Aufführungs-, Sendedatum für Dramatik, Hörspiel, Drehbuch), die nicht im Eigenverlag bzw. durch Eigenfinanzierung zustande gekommen sind. Die Bewerber:innen reichen mindestens zwei Leseproben im Umfang von insgesamt max. 30 Seiten ein. Daneben wird um ein kurzes, aussagekräftiges Exposé gebeten, in dem das für die Dauer des Stipendiums geplante Tandem-Vorhaben beschrieben wird. Als Anlagen sind die Biografie beider Stipendiat:innen, eine Bibliografie bzw. Angaben über Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, Stipendien und Preise etc. einzureichen.

Die vollständigen Bewerbungsunterlagen werden nur in elektronischer Form – zusammengefasst in einem mit dem vollständigen Namen des Hauptbewerbers/der Hauptbewerberin gekennzeichneten PDF – entgegengenommen. Einsendeschluss ist der 24. Oktober 2024 (Maileingang). Die Auswahl der Bewerber:innen erfolgt Ende des Jahres durch eine Jury mit Vertreter:innen aus den ausschreibenden und kooperierenden Einrichtungen sowie den beiden Stipendiat:innen des Vorjahres, der Autorin Judith Zander und dem Fotokünstler Sven Gatter.

Das Stipendium

© Burg Beeskow
Haus von Günter de Bruyn - Alte Schäferei an der Blabber

Das Stipendium umfasst pro Stipendiat:in 3.000 Euro sowie freien Wohn- und Arbeitsraum in Günter de Bruyns Wohnhaus an der Blabber. Den Stipendiat:innen ermöglicht es, unmittelbar und im direkten kreativen Austausch miteinander zu arbeiten. Der Fokus sollte dabei auf der Entwicklung gegenwärtiger Lesarten, literarischer Formate sowie anderweitiger kreativer Potenziale im Umgang mit dem topografischen „Abseits“ liegen, auf der literarisch-künstlerischen Auseinandersetzung mit Rückzug und Einsamkeit ebenso wie mit dem Verhältnis von Mensch und Natur. Die Bezugnahme auf Ort, Region und Einwohner:innen ist wünschenswert. Texte und Ergebnisse der Arbeit werden u.a. vor Ort und/oder auf der Burg Beeskow bzw. der Burg Storkow präsentiert und im Kleist-Museum Frankfurt (Oder). 

Für die Stipendiat:innen besteht für die Dauer des Stipendiums Residenzpflicht. Die Unterbringung von Kindern bzw. Haustieren ist aufgrund der räumlichen Voraussetzungen prinzipiell möglich. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur bedingt erreichbar, ist der Besitz eines Pkw von Vorteil. Fahrräder wiederum werden vorgehalten. Ein Internetzugang ist über Satellit möglich, steht aber nur eingeschränkt zur Verfügung.

Kontakt

Stephanie Lubasch, Tel. 03366 35-2706
E-Mail: stephanie.lubasch@l-os.de

Diashow über das Wohnhaus von Schriftsteller Günter de Bruyn - ein Eindruck vom "Abseits"

Gelungene Premiere

„Eine unzeitgemäße Stille umgibt diesen Ort, der man sich stellen, die man aushalten muss, um sie produktiv nutzbar zu machen“, sagt Wolfgang de Bruyn, Mitglied der Günter-de-Bruyn-Stiftung und Sohn des Schriftstellers. Im Sommer 2023 hatten die Autorin Judith Zander und der Fotokünstler Sven Gatter diese Herausforderung als erstes „Abseits.“-Tandem angenommen – und, wie de Bruyn sagt, „mit großem Erfolg“ gemeistert. Erste Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit waren anschließend im Rahmen einer Lesung und der Ausstellung „Echo Tektur. Ruinen und Modelle“ auf der Burg Beeskow zu erleben; im Frühjahr 2024 wurden sie unter dem Titel „straucheln und lichten. Ein Waldversuch“ im Koeppen-Haus in Greifswald präsentiert. Mit seinen im Wald an der Blabber entstandenen Fotografien konnte Sven Gatter auch die Jury des Brandenburgischen Kunstpreises überzeugen, die ihm für diese Arbeiten den Preis in der Kategorie Fotografie zuerkannte. „Wir freuen uns, dass unser gemeinsames Stipendium so gut gestartet ist. Es verbindet literarische und künstlerische Akteure auf ganz besondere Weise sogar über die Landesgrenzen hinaus“, sagt Anke Pätsch, Vorständin der Stiftung Kleist-Museum.

"Abseits. Das Günter-de-Bruyn-Stipendium" - Lesung und Ausstellungseröffnung

06. Oktober, 19 Uhr

Ein Besuch der "Abseits."-Stipendiat:innen auf der Burg Beeskow und ein Ausblick auf die Ausstellungseröffnung "Echo Tektur. Ruinen und Modelle"

Ausstellungseröffnung Sven Gatter & Lesung Judith Zander

Die "unzeitgemäße Stille" im ehemaligen Refugium von Günter de Bruyn, der alten Schäferei am Blabbergraben bei Görsdorf, dürfen zurzeit die Schriftstellerin Judith Zander und der Fotokünstler Sven Gatter schöpferisch nutzen. Auf Burg Beeskow gibt Gatter Einblicke in seine Arbeit. Auf der unteren Ausstellungsebene des Salzhauses arrangiert er dafür Fotografien, Videos und Materialskulpturen zu einer raumgreifenden Installation. Im Obergeschoss zeigt er Fotoarbeiten, die im Rahmen seines Stipendienaufenthaltes entstanden sind.

Ausstellungseröffnung 06. Oktober, 19 Uhr

Ausstellung bis zum 04. Februar 2024

Judith Zander und Sven Gatter zu Besuch auf Burg Beeskow
Judith Zander und Sven Gatter zu Besuch auf Burg Beeskow

Ankunft der "Abseits" - Stipendiaten Judith Zander und Sven Gatter an der Blabber

Mit dem „Mittagsläuten“ sind die Autorin Judith Zander und der Fotograf Sven Gatter am 1. August als erste „Abseits.“-Stipendiat:innen im ehemaligen Wohnhaus des Schriftstellers Günter de Bruyn (1926–2020) an der Blabber (Landkreis Oder-Spree) begrüßt worden. Pünktlich um 12 Uhr läutete Hausherr Wolfgang de Bruyn dazu jene Glocke, mit der schon sein Vater dort an den Mittagstisch rief. Anschließend wurden Judith Zander und Sven Gatter zu Pellkartoffeln, Quark und Leinöl eingeladen.

Im ersten Jahr der Ausschreibung ist „Abseits.“ – Das Günter-de-Bruyn-Stipendium Teil des dreijährigen Projektes „Campus Kultur – Burg Beeskow & KulTuS e.V.“.  

Sven Gatter und Judith Zander besichtigen mit Wolfgang de Bruyn die alte Blabberschäferei

Jury votiert einstimmig für Judith Zander und Sven Gatter

Die Autorin Judith Zander und der Fotograf Sven Gatter werden im August 2023 als erste Stipendiat:innen in das ehemalige Wohnhaus des Schriftstellers Günter de Bruyn (1926–2020) an die Blabber (Landkreis Oder-Spree) ziehen. Darauf einigte sich am 21. Dezember 2022 die siebenköpfige Jury bei ihrer Sitzung im Frankfurter Kleist-Museum. Die Entscheidung war einstimmig.

Insgesamt waren 29 vollständige Bewerbungen u.a. aus Berlin, Köln, Heidelberg, Leipzig, Hannover, Greifswald, Bochum und Bonn, aber auch aus Österreich und der Schweiz für das nun erstmals vergebene Günter-de-Bruyn-Stipendium „Abseits.“ eingegangen. Ausgelobt wurde es von der Günter-de-Bruyn-Stiftung gemeinsam mit der Stiftung Kleist-Museum, Frankfurt (Oder), der Burg Beeskow, Landkreis Oder-Spree, und dem Literarischen Colloquium Berlin (LCB).

Judith Zander, 1980 in Anklam geboren, studierte u.a. am Literaturinstitut in Leipzig und schloss dort im Fach Lyrik ab. 2010 erschien ihr Romandebüt „Dinge, die wir heute sagten“ bei dtv; für ihren Roman „Johnny Ohneland“ (2020) erhielt sie 2021 den Fontane-Literaturpreis der Stadt Neuruppin. Sie lebt als freie Schriftstellerin in Greifswald. Sven Gatter wurde 1978 in Halle/Saale geboren und wuchs in Bitterfeld auf. Er besuchte u.a. die Berliner Ostkreuzschule für Fotografie und beschäftigt sich in seiner Arbeit vor allem mit Strukturwandelregionen. Er lebt in Berlin.

Das Tandem Judith Zander und Sven Gatter, urteilte die Jury, sei „wie geschaffen für den Ort“ und im Reigen der Bewerber:innen dasjenige, welches bei den Juror:innen die größte Neugier auf die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit im „Abseits“ geweckt habe. So wie sich Sven Gatter in seinen fotografisch- künstlerischen Arbeiten immer wieder mit dem Konkreten von Einsamkeit und Leere beschäftige, das er insbesondere in den Transformationsprozessen ostdeutscher Landschaften aufspüre, interessiere sich auch Judith Zander für die Relikte des Umbruchs, die, wie sie selbst schreibt, Teil der „natürlichen“ Umgebung geworden seien und Träger einer Heimeligkeit, „die stets auch das Unheimliche hervorbringt“.

Im ersten Jahr der Ausschreibung ist „Abseits.“ – Das Günter-de-Bruyn-Stipendium Teil des dreijährigen Projektes „Campus Kultur – Burg Beeskow & KulTuS e.V.“.

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